Kempenich. Die Jugendlichen sind mit Feuereifer bei der Sache. Da werden in Windeseile Schläuche ausgerollt, aus dem Effeff die Wasserversorgung aufgebaut und Löschangriffe gefahren, dass der Laie nur so staunt. Grund der erstaunlichen Geschäftigkeit? Die jüngsten Floriansjünger aus dem oberen Brohltal erleben zum dritten Mal einen Berufsfeuerwehrtag. Berufsfeuerwehr, wobei doch die Verbandsgemeinde nur über Freiwillige Feuerwehren verfügt? Michael Hartung, stellvertretender Wehrführer von Kempenich, klärt über Sinn und Zweck der Veranstaltung auf: „„Die Teilnehmer machen Bekanntschaft mit einem kompletten Arbeitstag, wie es ihn eben nur bei der Berufsfeuerwehr gibt und spielen ihn nach.“
Nachspielen deshalb, weil der Spaß bei einer solchen Aktion im Vordergrund stehen soll. Der Tagesablauf nach Dienstplan wird dabei immer wieder durch Übungen in Form von unangekündigten Einsätzen unterbrochen.Mit einem BF-Tag sollen mehrere pädagogische und soziale Ziele verfolgt werden. Er trägt zum Kennenlernen untereinander bei, vertieft erlerntes Feuerwehrwissen, präsentiert den Feuerwehrnachwuchs in der Öffentlichkeit und bringt Action, Spaß und das Gefühl, ein echter Feuerwehrmann zu sein. Freitag um 17.30 Uhr ist für 16 der insgesamt 24 Mitglieder der Jugendfeuerwehr Oberes Brohltal Dienstantritt im Feuerwehrgerätehaus in Kempenich. Anschließend stehen über die nächsten Stunden verteilt grundlegende Dinge wie Fahrzeug- oder Gerätekunde, aber auch Spiel und Spaß auf dem Programm. Essens- und Ruhezeiten werden eingehalten, es bleibt noch genügend Zeit zur freien Verfügung, etwa zum Kartenspiel. Schließlich soll es nicht in Stress ausarten. Dazwischen die naturgemäß nicht planbaren Einsätze – in einer Fülle, wie sie für einen einzigen Tag eher ungewöhnlich sind.
Zuschauer, die Helfer der örtlichen Feuerwehren und der DRK-Ortsgruppe Niederzissen konnten sich davon überzeugen, dass der Nachwuchs nicht nur mit Leidenschaft, sondern auch mit dem nötigen Können ans Werk ging. Hilfreich zur Seite stand ihnen etliche Betreuer. So Christian Heckel (Kempenich) als Leiter der Jugendfeuerwehr Oberes Brohltal mit seinem Team, bestehend aus Bastian Meid und Nina Radermacher (Weibern), Laura Schier (Kempenich), Christian Bothur (Spessart) und Svenja Hoss (Hohenleimbach). Mit einer Ölspur in Lederbach sahen sich die jungen Leute bereits kurz nach Beginn der Aktion konfrontiert. Es folgte einige Stunden später eine Brandbekämpfung in Spessart. Zu den Einsätzen, wie sie in der Realität vorkommen, gehörte auch eine Personensuche, die nach Mitternacht am Sportplatz in Hohenleimbach vonstatten ging. „Das ist ganz schön aufregend, weil wir ja nie wissen, was uns erwartet“, meinte ein Teilnehmer. Da störte es kaum, dass man sogar während der Nachtstunden raus musste. Weiter ging es gegen sechs Uhr in der Frühe, als es im Weiberner Feuerwehrhaus ein Tier zu retten galt, und das wegen einer Nebelmaschine unter erschwerten Sichtverhältnissen. Zum Abschluss piepte es noch einmal um 10 Uhr: Aus dem Gewerbegebiet Kempenich wurde ein Unfall mit Pkw und Gabelstapler gemeldet.
Erneut schafften es hier die Helfer, eine Übungs-Situation zu schaffen, die der Realität sehr nahe kam. Und das war es wohl auch, warum die jungen Leute diesen Feuerwehrtag einfach cool fanden. Durchweg positive Rückmeldungen bezeugen dies. Auch die drei Mädchen, darunter eine 15-Jährige als die älteste Akteurin, waren begeistert, gemeinsam den Tag und vor allem die Nacht im Feuerwehrhaus zu verbringen. Da störte auch nicht die Handsirene, die alle gegen 1.00 Uhr aus Schlaf und Träumen riss. Während bei den meisten das gesamte Programm auf Begeisterung stieß, fanden einige den Einsatz beim Brand oder beim Unfall besonders aufregend.
Ganz wichtig: Die jungen Leute, die Jüngsten sind zehn und elf Jahre alt, sollen Spaß an ihrem frei gewählten Hobby haben. Die Hoffnung der Verantwortlichen für das Feuerwehrwesen drückte VG-Bürgermeister Johannes Bell bei seinem Besuch so aus: „Mit solchen Veranstaltungen betreiben wir Werbung für das wichtige Ehrenamt und verbinden damit den Wunsch, dass die Mitwirkenden bei der Stange bleiben und später den Schritt von der Jugend in die aktive Wehr gehen.“ Auf seine Frage, wer auch später bei den Großen dabei sein möchte, hoben alle ihre Hände. Eine hochrangige Besuchergruppe mit Ortsbürgermeistern sowie Vertretern der Wehren aus Kempenich, Weibern, Spessart, Hohenleimbach und Engeln konnte sich bei ihrer Stippvisite im Feuerwehrgerätehaus von Kempenich, dem Zentrum der Aktion, selbst davon überzeugen, dass man um den Nachwuchs keine Sorgen zu haben braucht. Einen gewaltigen Schritt weiter ist man im oberen Brohltal auch in Sachen Ausrüstung. 24 Stunden vor dem Start des Berufsfeuerwehrtags konnte das neue Löschfahrzeug für Kempenich in Empfang genommen werden.
Bildzeilen
Abschluss-Foto mit den 16 Jugendlichen sowie den Vertretern aus Politik und Feuerwehrwesen.
Johannes Bell bedankte sich im Namen der Verbands- und Ortsgemeinden bei Christian Heckel und seinem Team.
Der Feuerwehrnachwuchs aus dem oberen Brohltal in Aktion.